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Kolumne von Bernadette Calonego – Kratersee im Pingualuit-Nationalpark

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Wusstet ihr, dass …

… das Wasser des Kratersees im kanadischen Pingualuit-Nationalpark in der Provinz Quebec so sauber wie in kaum einem anderen See ist und dass das perfekte Rund des Sees vom Weltall aus gesehen werden kann?

Aufstieg zum Kratersee im Pingualuit-Nationalpark. Foto ©Bernadette Calonego
Aufstieg zum Kratersee im Pingualuit-Nationalpark. Foto ©Bernadette Calonego

Diesen Kratersee, der durch den Aufprall eines Meteors vor 1,3 Millionen Jahren entstand, wollte ich schon immer mal mit eigenen Augen sehen. Im Internet hatte ich eindrückliche Fotos entdeckt. Der See befindet sich im Norden der Provinz Quebec, in der Inuit-Region Nunavik. Von Montreal flog ich nach Kuujjuaq, wo ich übernachtete, und von dort nach Kangiqsujuaq. Ein kleines Buschflugzeug brachte mich in den Pingualuit-Nationalpark, wo es einfache, aber komfortable Unterkünfte gibt: das Camp Manarsulik. Der Park wird von Inuit verwaltet, und die Wanderführer sind ein Fundus an Inuit-Mythen und Erzählungen aus dem Alltag der Ureinwohner.

Der Pingualuk-Kratersee entstand durch einen Meteoreinschlag. Foto ©Bernadette Calonego
Der Pingualuk-Kratersee entstand durch einen Meteoreinschlag. Foto ©Bernadette Calonego

Am Tag meiner Ankunft war das Wetter so schön, dass wir sofort zum Kratersee aufstiegen. Der Meteoreinschlag hat die Umgebung in ein Trümmerfeld verwandelt. Man muss vorsichtig über Steinblöcke und Spalten balancieren. Nach zwei Stunden waren wir oben. Der Anblick ist atemberaubend. Der tiefliegende See, Pingualuk genannt, ist wie mit einem Zirkel gezogen und sein Wasser ist stahlblau. Er ist 267 Meter tief – einer der tiefsten Seen in Nordamerika. Sein Durchmesser beträgt 3,4 Kilometer, aber er wirkt immens, weil der Wassersaum einen erstaunlichen Kreis beschreibt. An Tagen, an denen es windet und die Sonne scheint, nimmt der See ein besonders intensives Blau an. Man darf nicht darin schwimmen oder fischen, aber man kann ihn in etwa sieben Stunden umwandern.

Das Wasser des Sees im Pingualuit-Nationalpark zu trinken, ist für die Inuit ein Privileg

Der Kratersee im Pingualuit-Nationalpark vom Flugzeug aus gesehen. Foto ©Bernadette Calonego
Der Kratersee vom Flugzeug aus gesehen. Foto ©Bernadette Calonego

Die Inuit halten es für ein Privileg, sein Wasser zu trinken, denn ein so reines Wasser gibt es in kaum einem anderen See der Welt. Der Krater wird nur von Schnee und Regen gefüllt, da es keine Zu- und Abflüsse gibt. Experten schätzen, dass es rund 330 Jahre dauert, bis sich das Wasser des Sees vollständig erneuert hat. Es ist so klar, dass man bis zu fünfunddreißig Meter in die Tiefe sehen kann.

Außerhalb von Nunavik ging es lange, bis die Welt vom Pingualuk-See im Pingualuit-Nationalpark hörte: Erst als amerikanische und kanadische Militärpiloten den Kratersee während und nach dem Zweiten Weltkrieg fotografierten, tauchten nach und nach Bilder auf. Wissenschaftler begannen sich dafür zu interessieren, erforschten den See und machten ihn dadurch weiteren Kreisen bekannt.

Alle Wanderführer sind Inuit. Foto ©Bernadette Calonego
Alle Wanderführer sind Inuit. Foto ©Bernadette Calonego

Es gibt Fische im See, Arktische Saiblinge, aber sie wurden nicht ausgesetzt. Für die Inuit war es lange ein Rätsel, wie die Fische ohne Zu- und Abflüsse in den See kamen. Experten nehmen an, dass ein Ozean die Gegend nach der letzten Eiszeit bedeckte, bevor er sich zurückzog.
Die Fische im Kratersee im Pingualuit-Nationalpark sind Kannibalen, denn es gibt ja sonst keine Nahrung im supersauberen See. So, jetzt kennt ihr die Auflösung eines der großen Rätsel der Natur!

Author

Journalistin, Auslandskorrespondentin, Krimiautorin, Abenteurerin: Bernadette Calonego lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Kanada. Sie teilt ihre Zeit zwischen der Sunshine Coast nahe Vancouver und dem Norden Neufundlands. Jahrelang hat sie regelmäßig Berichte für die Süddeutsche Zeitung, den Tages-Anzeiger in Zürich und den Standard in Wien verfasst. Heute konzentriert sie sich auf ihre Kanada-Krimis. Ihr neuestes Buch "Kalte Klippen" spielt in Neufundland. Bernadette Calonego besitzt sowohl den kanadischen wie auch den Schweizer Pass und liebt Kanada immer noch genauso heiß wie am Tag ihrer Auswanderung.

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