Reisen

Kolume von Bernadette Calonego – Nordpol Pionier in Battle Harbour

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Wusstet ihr, dass …

… der erste weiße Mann, der den Nordpol erreichte, die erste Pressekonferenz nach seiner Expedition auf einer winzigen Insel vor Labradors Küste abhielt?

Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber ich bin ein riesiger Arktis-Fan. Bücher über Expeditionen ins Ewige Eis habe ich schon als Kind verschlungen. Ich bin süchtig nach solchen Berichten. Vor allem die frühen Arktisabenteuer von meist unzureichend ausgerüsteten Europäern und Amerikanern faszinieren mich. Sie endeten fast alle in menschlichen Tragödien.

Historische Aufnahme von Battle Harbour mit dem Schiff von Robert Peary. Foto Bernadette Calonego
Historische Aufnahme von Battle Harbour mit dem Schiff von Robert Peary. Foto Bernadette Calonego

Auch der Wettlauf von Nationen und Abenteurern zum Nordpol ist eine atemberaubende Geschichte. Ein spannendes Kapitel davon spielte sich auf Battle Island vor der südlichen Küste Labradors ab: Nach vierzehn Monaten in der Arktis kehrte der Amerikaner Robert Peary 1909 auf dem Schiff „ Roosevelt“ zurück. Er machte als erstes in der Fischersiedlung Battle Harbour auf der gleichnamigen Insel Halt. Von dort schickte er die aufregende Neuigkeit, dass er am 6. April 1909 am Nordpol gewesen sei, in die ganze Welt hinaus. In Battle Harbour gab es nämlich eine Funkstation. Mehr als dreißig Journalisten eilten aus Kanada und den USA herbei, um auf dieser kleinen kanadischen Insel die sensationellen Berichte direkt aus Pearys Mund zu hören.

Als Erster am Nordpol – Noch heute kann man das historische Ereignis auf dem Dachboden nachempfinden

Battle Harbour dominierte zehn Tage lang die internationalen Schlagzeilen. Das Tolle ist, dass man den Ort dieses Ereignisses heute noch besichtigen kann, und er sieht praktisch genauso aus wie damals. Von Mary’s Harbour, einem Dorf im Süden Labradors, fährt man mit einem kleinen Boot in rund einer Stunde nach Battle Harbour. Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. Diese Insel war einst ein global wichtiger Umschlagplatz, weil von hier aus eingesalzene Trockenfische, vor allem der Kabeljau Labradors, in die ganze Welt verschifft wurden. Viele der alten Lagerschuppen und Hafenbauten wurden in den neunziger Jahren restauriert oder wieder aufgebaut. Wie das Salzlager am Hafen, das in Pearys Nordpolgeschichte eine interessante Rolle spielt. Eine Außentreppe führt in das Dachgeschoß des Gebäudes, Croucher`s Loft genannt. Ich bin mit klopfendem Herzen hochgestiegen. Auf diesem Dachboden saßen der Amerikaner Peary und seine kanadischen Kapitäne und Begleiter am 17. September 1909, umgeben von Journalisten aus den Vereinigten Staaten und Kanada, die mit einem Schiff aus Sidney in Nova Scotia angereist waren.

Blick in den Dachboden des Salzlagers, in dem Peary seine Pressekonferenz gab. Foto Bernadette Calonego
Blick in den Dachboden des Salzlagers, in dem Peary seine Pressekonferenz gab. Foto Bernadette Calonego

Noch heute kann man genau die Stelle beim Fenster sehen, wo sich die legendäre Pressekonferenz abspielte. Als ich im Juni dort war, drang das Licht genauso herein, wie es die amerikansche Zeitung “The New York Times” damals auf der ersten Seite beschrieb: “Eine bleiche, freudlose Labrador-Sonne schien schwach durch das Giebelfenster hinter Peary, vor dem er auf einer Seilrolle saß.” In Battle Harbour werden auf Schautafeln Fotos aus jenen Tagen gezeigt, die Arktis-Fans begeistern werden. Die Bilder lassen in Battle Harbour die glorreichen Zeiten von damals auferstehen. In den Jahrzehnten danach wurde zwar immer wieder angezweifelt, dass Peary tatsächlich als Erster den Nordpol erreicht hat. Aber diese Kontroverse macht Battle Harbour nur noch interessanter.

Wie ein Nordpol Entdecker in Battle Harbour übernachten

Blick auf die Gebäude in Battle Harbour. Foto Bernadette Calonego
Blick auf die Gebäude in Battle Harbour. Foto Bernadette Calonego

Besucher können in Battle Harbour übernachten, sei es gediegen in einer Fischhändlervilla oder sehr preiswert im Haus des Kochs in Kajütenbetten. Wale und Eisberge sind im Preis inbegriffen.

Mehr Informationen
www.battleharbour.com

Author

Journalistin, Auslandskorrespondentin, Krimiautorin, Abenteurerin: Bernadette Calonego lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Kanada. Sie teilt ihre Zeit zwischen der Sunshine Coast nahe Vancouver und dem Norden Neufundlands. Jahrelang hat sie regelmäßig Berichte für die Süddeutsche Zeitung, den Tages-Anzeiger in Zürich und den Standard in Wien verfasst. Heute konzentriert sie sich auf ihre Kanada-Krimis. Ihr neuestes Buch "Kalte Klippen" spielt in Neufundland. Bernadette Calonego besitzt sowohl den kanadischen wie auch den Schweizer Pass und liebt Kanada immer noch genauso heiß wie am Tag ihrer Auswanderung.

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