Natur

Wenn die Büffel verschwinden

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Wenn die Büffel verschwinden
Wenn die Büffel verschwindenVon 
Von Kristin Oeing
Im Westen Kanadas liegt einer der ältesten Büffelsprungplätze Nordamerikas. Über 6000 Jahre lang lockten hier Blackfoot-Indianer die Herden in tödliche Fallen, heute führen sie Besucher über das Gelände.
Das Wasserloch hat die Büffel angelockt. Ihre schweren Hufen zerdrücken das trockene Steppengras. Der Anblick der massigen Tiere ist majestätisch, sie erinnern an Urtiere aus längst vergessenen Zeiten. Die Herde ist klein, gerade mal zehn Tiere grasen, wo einst Hunderttausende lebten. Ihr Lebensraum ist ein eingezäuntes Stück Land am Rande des Waterton National Park im kanadischen Bundesstaat Alberta. Touristen fahren in ihren Autos langsam an der Herde vorbei, die Fenster für das Erinnerungsfoto herunter gekurbelt. Im Hintergrund erheben sich wolkenverhangen die Rocky Mountains. Ein schönes Fotomotiv ist alles, was bleibt.Bis zu sechzig Millionen Büffel sollen die Großen Ebenen Nordamerikas einst bewohnt haben. Doch als die Europäer mit ihren Waffen und Pferden kamen, rotteten sie die Tiere in weniger als einhundert Jahre fast aus. Freilebende Büffel gibt es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr, heute leben sie auf Zuchtfarmen oder in Nationalparks. Die große Ära der Büffel ist vorbei.
Etwa 120 Kilometer entfernt vom Nationalpark befindet sich einer der ältesten und größten Büffelsprungplätze Nordamerikas, der Head-Smashed-In Buffalo Jump. Seit 1981 zählt er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Ausstellung in einem siebenstöckigen Besucherzentrum erzählt die Geschichte des Ortes. Der eckige Sandsteinbau steht etwas verloren an einem Hügel, frisst sich in ihn hinein, fast so, als würde er sich in der Erde verstecken. Sturmböen pfeifen über den Vorplatz, die unendlichen Weiten der Prärie zu seinen Füßen. 1200 Kilometer nichts als trockene Steppe, Grasland, durchbrochen von Zäunen, Straßen und hölzernen Farmhäusern. Am Horizont stehen weiße Windräder. Sie laben sich an dem aufkommenden Sturm, drehen sich Stunde um Stunde schneller, während sich das Steppengras mit jeder Böe zu Boden neigt. Der Himmel ist blau, doch von Norden schiebt sich eine graue Wolkenfront über die Berge Richtung Ebene. Über dem Gebäude steigt der Hügel weiter an, bevor er an einer steinernen Kante abfällt. Ein Abhang. Steil. Zehn Meter tief. Einst eine tödliche Falle.
Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe 1/2014 des Magazins 360° Kanada.

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